Digital alleine reicht nicht. Kompetenzen für das Museum der Zukunft

Mit dem Einzug der Digitalität in unsere Arbeits- und Lebenswelten sind, neben Skepsis und Vorbehalten, Enthusiasmus, Verheißungen und weitreichende Hoffnungen verbunden. Das ist auch in den Geisteswissenschaften sowie im Kulturbereich und selbstverständlich auch im Museum der Fall. Allerdings zeigt sich sehr deutlich, dass die erhofften positiven Effekte und Veränderungen nicht allein durch den Einsatz digitaler Technologien erreicht werden können. Der Impulsvortrag geht der Frage nach, welche Kompetenzen und Strukturen – neben den digitalen – im Museum benötigt werden, um einige der Verheißungen einzulösen. Denn ein Museum wird nicht einfach dadurch demokratisiert, dass es Teile seiner Sammlung digital präsentiert. Ein Museum wird nicht einfach dadurch dekolonisiert, dass es in kurzzeitigen Projekten „digitale Partizipation“ ermöglicht und (post-)koloniale Repräsentationskritik auf untergeordneten Projektwebseiten stattfindet. Ein Museum wird nicht einfach dadurch zu einem Ort der Inklusion, dass es eine Website nach Maßgaben der Verordnung für barrierefreie Informationstechnik entwickelt und gestaltet. All dies sind wichtige Schritte auf dem richtigen Weg, aber sie lösen weder das Potenzial digitaler Technologien vollständig ein, noch verändern sie die Institution Museum im Kern. Der Impulsvortrag zeichnet ein Bild des „Museums der Zukunft“, dessen Ziel nicht nur ist, digitale Technologien für Vermittlung, Ausstellung, Kommunikation und Forschung einzusetzen, sondern das gleichzeitig aktiv daran mitwirkt, die in der Institutions- und Repräsentationskritik formulierten Ansprüche an ein Museum einzulösen. Welche Kompetenzen und welche Haltung brauchen Vermittler*innen, Kurator*innen, Museolog*innen, um das Museum der Zukunft nicht nur digital zu transformieren? Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen, wenn wir gemeinsam das Museum der Zukunft als einen inklusiveren Ort gestalten wollen, an dem offener Austausch und das Teilen und Verhandeln von Wissen befördert und unterstützt wird?


Katrin Glinka arbeitet bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, wo sie die wissenschaftliche Projektleitung von museum4punkt0 führt, einem dreijährigen Kooperationsprojekt, das sich mit der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Anwendungen digitaler Technologien in Museen beschäftigt. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin an der Fachhochschule Potsdam (Potsdam University of Applied Sciences) vor ihrer Arbeitsaufnahme an der SPK. Katrin hat einen Master-Abschluss der Leuphana Universität Lüneburg und ist derzeit Doktorandin an der Humboldt Universität zu Berlin. Ihre Dissertation zum Thema »Structures of Similarity – Representation and Reference in Digital Collections« ist durch konstruktivistische Theorien geprägt, untersucht Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Konzepten, Terminologien und Methoden der Informatik, Kunstgeschichte, und Museumspraxis. Sie arbeitet regelmäßig an interdisziplinären Projekten, die digitale Technologien für Museumssammlungen, räumliches Wissen oder soziale Praktiken einsetzen. In den letzten Jahren hat sie Vorträge und Workshops gehalten, Artikel und Konferenzbeiträge veröffentlicht, insbesondere zur Digitalisierung und Visualisierung im kulturellen Bereich, ihren Mitteln und Potenzial für Kuration, kritische und interventionistische Ansätze oder für die Besucherorientierung in der Museen.